Produktbeschreibung
Anwendung
Der Wirkstoff Diazepam wird angewendet, um körperliche und psychische Spannungs- und Erregungszustände zu behandeln. Dazu zählen beispielsweise Angststörungen (orale Anwendung), aber auch akute Angstzustände wie nach einem Herzinfarkt (parenterale Anwendung). Auch zur Narkosevorbereitung vor diagnostischen oder operativen Eingriffen wird Diazepam eingesetzt.
Wegen seiner lang anhaltenden Wirkdauer wird Diazepam nur dann gegen Schlafstörungen angewendet, wenn die beruhigende Wirkung auch am Tag erwünscht ist. Zudem sollte Diazepam als Schlafmittel nur zeitlich limitiert eingesetzt werden.
Diazepam wird aber nicht nur in der Behandlung psychischer Unruhe eingesetzt. Anwendungsgebiete für die muskelentspannende Wirkung sind die Notfallversorgung von bestimmten epileptischen Anfällen (Grand-mal-Anfälle, auch vorbeugend) sowie Fieber-Krämpfe bei Kindern und starken Muskelverkrampfungen wie bei Tetanus-Vergiftungen beispielsweise.
Zudem wird Diazepam intravenös als Antidot bei Chloroquin-Intoxikationen gegeben.
Pharmakologie
Pharmakodynamik (Wirkung)
Diazepam gehört zur Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine. Es wirkt angstlösend, muskelentspannend, krampflösend und beruhigend. Diazepam verstärkt die Wirkung des körpereigenen Neurotransmitters Gammaaminobuttersäure (GABA), der die Erregungsfähigkeit von Nervenzellen reguliert. Dafür bindet Diazepam agonistisch an GABA-A-Rezeptoren. Infolge strömen mehr Chlorid-Ionen in die Zelle. Das führt zu einer gesteigerten Zellmembranspannung und einer verminderten Erregungsfähigkeit der Zelle. So vermindert Diazepam die neuronale Erregung. Damit lassen einerseits psychische Symptome wie Unruhe oder Angst nach. Andererseits lösen sich angespannte und/oder verkrampfte Muskeln.
Pharmakokinetik
Die Wirkung von Diazepam setzt rasch ein und hält 24 bis 48 Stunden an. Darüber hinaus können die Abbauprodukte des Wirkstoffs noch bis zu 80 Stunden nach Anwendung sedierend wirken. Damit gehört Diazepam zu den lang wirksamen Benzodiazepinen. Der Abbau von Diazepam erfolgt vor allem in der Leber. Dabei entstehen die ebenfalls pharmakologisch aktiven Metaboliten N-Desmethyldiazepam (Nordazepam), Temazepam und Oxazepam, die im Harn als Glukuronide erscheinen.
Dosierung
Orale Einnahme
Die Dosierung beträgt 5 bis 10 mg täglich. Die Einnahme sollte bevorzugt abends erfolgen und nicht auf vollen Magen, da es sonst zu einem verzögerten Wirkungseintritt kommen kann. Am Therapieende sollte die Dosierung ausgeschlichen werden.
Zäpfchen
Die Dosierung beträgt einmal täglich 10 mg.
Weitere Dosierungen, auch für andere Formulierungen, sind der jeweiligen Fachinformation zu entnehmen.
Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen von Diazepam sind typisch für die Wirkstoffgruppe der Benzodiazepine. Je höher die Dosierung, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit von unerwünschten Effekten, die sämtlich durch die zentral dämpfende Wirkung begründet sind. Die häufigsten Nebenwirkungen von Diazepam sind Störungen der kognitiven Fähigkeiten inklusive beeinträchtigtem Reaktionsvermögen. Auch Schwindel, Kopfschmerzen, eine erhöhte Sturzgefahr oder Magen-Darm-Beschwerden und Mundtrockenheit sind Nebenwirkungen des dämpfenden Effektes auf das Zentralvervensystem. Zu den schwerer wiegenden unerwünschten Wirkungen von Diazepam gehören Atemprobleme, Blutdruckabfall, verlangsamter Puls (bis zum Herzstillstand) sowie Blasenfunktionsstörungen mit Harnverhalt oder Inkontinenz.
Wechselwirkungen
Der oxidative Abbau von Diazepam erfolgt durch die Cytochrom-P450-Isoenzyme CYP2C19 und CYP3A. Gleichzeitig angewendete Arzneimittel mit Wirkstoffen, die ebenfalls Substrate der genannten Enzyme sind, können bei gleichzeitiger Anwendung mit Diazepam dessen sedierende Wirkung verstärken und verlängern. Dazu zählen:
- Cimetidin
- Omeprazol
- Disulfiram
- Ketoconazol
- Fluvoxamin
- Fluoxetin
Die gleichzeitiger Anwendung von Diazepam mit folgenden Arzneimitteln kann zu einer gegenseitiger Verstärkung der sedierenden, respiratorischen und hämodynamischen Wirkungen führen:
- Sedativa, Hypnotika, Narkoanalgetika, Anästhetika
- Neuroleptika
- Antiepileptika
- Anxiolytika
- sedierende Antihistaminika
- Antidepressiva, Lithium-Präparate
- 4-Hydroxybutansäure (Natriumoxybat)
- HIV-Protease Inhibitoren
Weitere Wechselwirkungen treten in Kombination mit folgenden Medikamenten und Wirkstoffklassen auf:
- Muskelrelaxanzien (Wirkung wird durch Diazepam verstärkt)
- Theophyllin (hebt in niedriger Dosierung die beruhigende Wirkung von Diazepam auf)
- Levodopa (Wirkung wird durch Diazepam gehemmt)
- Phenobarbital, Phenytoin (können Verstoffwechselung von Diazepam beschleunigen)
Aufgrund des langsamen Abbaus von Diazepam können auch nach Beenden der Behandlung mit Diazepam möglichen Wechselwirkungen auftreten. Bei Patienten, die eine dauerhafte Therapie mit anderen Arzneimitteln erhalten, wie z. B. zentral wirksamen Antihypertonika, β-Blockern, Antikoagulantien oder herzwirksamen Glykosiden, sind Art und Umfang von Wechselwirkungen nicht sicher abschätzbar.
Kontraindikation
Der Wirkstoff Diazepam darf in folgenden Fällen nicht angewendet werden:
- Überempfindlichkeit gegen Diazepam oder andere Benzodiazepine
- Abhängigkeitsanamnese (Alkohol, Arzneimittel, Drogen)
- akute Alkohol-, Schlafmittel-, Schmerzmittel- sowie Psychopharmakaintoxikation (Neuroleptika, Antidepressiva, Lithium)
- Myasthenia gravis
- schwere Ateminsuffizienz
- Schlafapnoe-Syndrom
- schwere Leberinsuffizienz
- Neugeborene und Säuglinge bis zum Alter von 6 Monaten
Schwangerschaft/Stillzeit
In der Schwangerschaft sollte Diazepam nur bei zwingender Indikation angewendet werden. Dabei sollte Diazepam nicht in hohen Dosen und nicht über einen längeren Zeitraum gegeben werden.
Diazepam passiert die Plazenta, akkumuliert im fetalen Kompartiment und kann im Blut des Neugeborenen das Dreifache der maternalen Serumkonzentration erreichen.
Das Missbildungsrisiko nach Anwendung therapeutischer Dosen von Benzodiazepinen in der Frühschwangerschaft scheint gering zu sein. Allerdings haben einige epidemiologische Studien ein erhöhtes Risiko für Gaumenspalten gezeigt. Ebenso liegen Fallberichte über Fehlbildungen und geistige Retardierung der pränatal exponierten Kinder nach Überdosierungen und Vergiftungen mit Benzodiazepinen liegen vor.
Kinder von Müttern, die während der Schwangerschaft über längere Zeit oder in hohen Dosen Benzodiazepine erhalten haben, können eine körperliche Abhängigkeit entwickeln und zeigen postpartale Entzugssymptome. Eine Anwendung während der Geburt kann zum Auftreten des „Floppy-Infant-Syndrome“ führen.
Diazepam sollte nicht während der Stillzeit angewendet werden, da es in die Muttermilch übertritt und vom Neugeborenen wesentlich langsamer metabolisiert wird als von Kindern oder Erwachsenen. Bei zwingender Indikation sollte abgestillt werden.